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Aus der Praxis: Swisscom

6 Fragen an Stefan Gal

Co-Lead Diversity Swisscom

Seit wann ist Diversity auf der Agenda von Swisscom?

Diversity war schon immer auf der Agenda bei der Swisscom. Wir haben im Oktober 2019 mit der Übernahme durch ein 3-köpfiges Team aus der Linie dem Thema einen neuen Schub verleiht. Wichtig ist, dass wir Diversity kontinuierlich im Unternehmen kommunizieren und erlebbar machen.

Gibt es intern auch negative Stimmen bezüglich Ihrer Diversity Strategie?

Es ist sehr wichtig, dass im Zusammenhang mit Diversity fair gehandelt und kommuniziert wird. Soll zum Beispiel bei einer Stellenbesetzung eine bestimmte Personengruppe berücksichtigt werden, fühlen sich die anderen Personengruppen eventuell ausgeschlossen – das ist ein natürlicher Prozess. Hier braucht es eine transparente, faire und nachvollziehbare Kommunikation, darauf müssen wir uns ganz besonders achten. Weiter müssen wir stark darauf achten, dass sich die Diversity Ziele mit den Linienzielen vereinbaren lassen und nicht als «on top» angesehen werden.

Stefan Gal

Co-Lead Diversity Swisscom
Diversität ist ein Erfolgsfaktor für das Unternehmen aber vor allem auch für die Mitarbeitenden selber und daher Teil unserer Strategie – und immer mehr auch unserer Unternehmenskultur.

Wie beugen Sie Unconscious Bias vor?

Wir haben erkannt, dass die unbewussten Vorurteile einen direkten Einfluss auf alle Diversity Dimensionen wie Gender und Generation haben. Im Frühling haben wir eine grosse interne Kampagne gestartet und umfassende e-Learnings zu diesem Thema bereitgestellt. Das reicht aber bei weitem nicht; Unconscious Bias ist ein Thema, welches regelmässig bespielt und in Erinnerung gerufen werden muss. Daher haben wir bei der Recruiting Checkliste und bei der Leadership Map für unsere Führungskräfte Unconscious Bias aufgenommen und werden im 2022 Mechanismen (sogenannte Nudges) implementieren, welche die Führungskräfte bei wichtigen Entscheidungen wie Rekrutierungen, Lohn- und Beförderungsgespräche etc. auf unbewusste Vorurteile aufmerksam machen.

Zeichnen sich bereits erste Erfolge ab?

Ja, unbedingt. Wir haben im Herbst eine grosse Umfrage innerhalb des Unternehmens durchgeführt und es hat sich gezeigt, dass sich viele Mitarbeitende der Problematiken im Zusammenhang mit unbewussten Vorurteilen bewusster sind als vor der Kampagne. Zudem durften wir von vielen Lessons Learned erfahren, welche bereits umgesetzt wurden.

Wo sehen Sie noch Optimierungsbedarf?

Optimierungsbedarf besteht vor allem in der flächendeckenden Awareness für das Thema, damit wir möglichst viele Mitarbeitende mit den Kernbotschaften erreichen. Dies ist in einem grossen Unternehmen mit vielen Tausend Mitarbeitenden gar nicht so einfach. Zudem muss der Mindset Change vor allem bei den Führungskräften noch stärker erfolgen und zur Selbstverständlichkeit werden. Beide Themen gehen wir mit regelmässiger Kommunikation und der Nudges Technologie an.

Welches sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse, die Sie aus den bisher gemachten Erfahrungen ziehen konnten?

Da möchte ich gerne drei erwähnen. Erstens: das Ganze ist ein Marathon und kein Sprint. Wir müssen kontinuierlich dran bleiben nach dem Motto: «Steter Tropfen höhlt den Stein.» Zweitens: Es braucht Verantwortliche, welche mit Herzblut und Engagement die Themen vorantreiben. 3. Es gibt ein Zauberwort, das heisst «WHY». Wir müssen der Organisation aufzeigen, warum Diversity, warum die Auseinandersetzung mit den unbewussten Vorurteilen so wichtig und entscheidend für den persönlichen Erfolg, den Erfolg der Teams und den Erfolg der Swisscom ist.